Die Geologie der Weltfundstätte Dreislar
Kontinente kollidieren
Die Entstehung der Lagerstätte reicht 50 bis 60 Millionen Jahre zurück in die Zeit des beginnenden Paläogens (früher Tertiär). Der Afrikanische Kontinent stößt mit Eurasien zusammen und leitet die Hauptphase der Alpenauffaltung ein. Im Norden reißt der arktische Nordatlantik auf und trennt Grönland von Europa. Enorme Spannungen werden in die Mitteleuropäische Kruste eingeleitet. Hebungen und Senkungen sind die Folge und ein Mosaik aus tief greifenden Bruchzonen entsteht. Eine wichtige Erzbildungsepoche beginnt.
Die Erde vor 50 Mio Jahren
Tiefe Brüche in der Erdkruste
Die Dreislarer Störung, ein System von Verwerfungsspalten, liegt genau auf einer dieser Bruchzonen, der so genannten Altenbüren-Kellerwald Bruchzone. Hier werden 250 bis 350 °C heiße, stark salzhaltige wässrige Lösungen aus großer Tiefe zum Aufstieg gebracht. Sie stehen unter hohem Druck und sind in der Lage Metalle aus den umgebenden Gesteinen zu lösen und über weite Strecken zu transportieren.
Geologische Karte Sauerland
Heiße Lösungen steigen auf
Das Nebengestein in Dreislar besteht aus geschichteten Sedimenten (Ablagerungsgesteine) aus der Zeit des unterkarbonischen Kulmmeeres. Unter mechanischer Beanspruchung zerfällt es überwiegend kleinstückig. Nach dem ersten Aufreißen der Spalten steigen zunächst stark kieselsäurehaltige Wässer auf, und es kristallisieren große Mengen Quarz. Er verkittet die Gesteinsbruchstücke im Bereich der Spalten und verkieselt das Nebengestein. Die dadurch erreichte Stabilisierung des Nebengesteins in dieser Vorphase der Lagerstättenentstehung ermöglicht beim weiteren Aufreißen die Bildung von Hohlräumen, die nicht mehr sofort von Gesteinsbruchstücken verfüllt werden.
Gangquerschnitt Fluide
Schwerspat kristallisiert aus
Mit dem weiteren Aufstieg der Lösungen beginnt die Bildung des Dreislarer Schwerspats (Baryt = BaSO4). Durch den Kontakt der heißen Lösungen mit dem umgebenden Nebengestein und der Vermischung mit absinkenden kühleren sulfat- und karbonathaltigen Oberflächenwässern kommt es zur Abkühlung. Bei Temperaturen zwischen 70 und 140 °C kristallisieren dann der Schwerspat und seine Begleitminerale aus den Lösungen aus.
Die Dreislarer Schwerspatgänge entstehen
Die entstandenen Spalten werden in mehreren Phasen mit Schwerspat gefüllt, wobei es zwischenzeitlich mehrfach zu erneuten Bewegungen auf den Spalten kommt. Das Ergebnis sind die einzelnen Gänge. Die Bergleute haben ihnen Namen gegeben: Karl-Gang (Gang 1), Rudolf-Gang (Gang 2), Maria-Gang, Kasimir-Gang, sowie die Gänge III und IV.
Maria-Gang Foto Bode MINERALIEN-WELT
Dreislarer Bergbaugeschichte
Schon in vorchristlicher Zeit wurde in den Sauerländer Bergen nach Erz gegraben. Keltische und andere Stämme schürften oberflächennah nach dem begehrten Eisenstein als Rohstoff für Waffen und Werkzeuge |
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Mit der Verleihung der Stadtrechte war oft auch das Privileg der Münzprägung verbunden. Nach den begehrten Metallerzen wurde seit dem ausgehenden Mittelalter verstärkt in unterirdischen Stollen und Schächten gegraben. | |
Die erste urkundliche Erwähnung des Dreislarer Bergbaus war am 27. Oktober 1777. Johann Adam Florenz Pape, kurkölnischer Richter aus Meschede legte in Dreislar eine Mutung auf Eisenstein ein. Diese Bergbaurechte wurden später an das Kloster Grafschaft übertragen. | |
Im Jahre 1847 erwirbt Rudolf Graf von Spee, Besitzer des Klostergutes Glindfeld und Ehrenamtmann von Medebach, die Bergbaurechte. Seine Suche nach Kupfer und Eisenerz in alten verfallenen und längst vergessenen Stollen verlief ohne Erfolg. | |
Der Graf zu Stolberg übt die Schürfrechte in Dreislar ab 1870 aus. Er führt Prospektionsarbeiten zu Gewinnung von Metallerzen durch. Auch diese Unternehmung musste in Dreislar scheitern, denn für den gefundenen Schwerspat gab es zu dieser Zeit noch keine Verwendung. | |
Die im Bergbau engagierte Firma „ Deutsche Baryt- Industrie Dr. Rudolf Alberti „ aus Bad Lauterberg am Harz erwirbt im Jahr 1909 die Rechte auf den Abbau in Dreislar. Bary = Schwerspat wird verstärkt in der chemischen Industrie gebraucht und so tritt in Dreislar die konkurrierende Gewerkschaft Amalie in Erscheinung. Ihr Inhaber Cott konnte sich aber nur unbedeutende Schürfrechte sichern und kehrte alsbald dem Bergbauort Dreislar den Rücken. Bedingt durch den ersten Weltkrieg stellt Alberti die Förderung ein und beginnt erst 1920 wieder mit dem Abbau. Mit dem Bau einer Schmalspurbahn von Dreislar nach Liesen wurde begonnen und 1923 kommt das elektrische Licht, dank umsichtiger Verträge mit Alberti, nach Dreislar. Mit der Weltwirtschaftskrise kommt auch das Unternehmen Alberti in Schieflage. Tageszinsen von 2 % machen den Dreislarer Bergbau unrentabel und alle Arbeiten kommen zu erliegen.
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Am 17. Dezember 1925 verkauft Dr. Rudolf Alberti die Bergbaurechte, sowie das Eigentum an der Grube Dreislar an die I.G. Farben AG, Frankfurt und an die Gewerkschaft Sachtleben, Meggen zum Preis von RM 250.000,-- Von 1925 bis 1956 ruhte der Betrieb, nachdem alle beweglichen Güter veräußert und die Stolleneingänge verschlossen waren. Die stark gestiegene Nachfrage nach Schwerspat führte 1957 zur Aufnahme des geregelten Bergbaubetriebes durch Sachtleben. | |
Die Firma Sachtleben brachte den industriellen Bergbau nach Dreislar. Die Bergleute wurden zu qualifizierten Facharbeitern und machten die Grube Dreislar zum modernsten Schwerspatbergwerk Europas. |